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Krieg ist der Einsatz von militärischen Fähigkeiten zu Land, zu Wasser, in der Luft und nicht zuletzt an der Informationsfront, um politische Ziele zu erreichen. Auf dem Schlachtfeld wird der gewinnen, der willens und fähig ist, länger zu bluten (wörtlich und im übertragenden Sinn) als der andere.Das war die Logik der zwischenstaatlichen Kriege des 20. Jahrhunderts. Verhandlungen beendeten zwar den Waffengang, führten aber nicht zu nachhaltigem Frieden. Das Gegenteil ist der Fall, wie die Geschichte des 20. Jahrhundert beweist.
Der Versailler Friedensvertrag am Ende des Ersten Weltkriegs legte den Grundstein für den Zweiten Weltkrieg. Der legte den Grundstein für den Kalten Krieg. Der wiederum war Ursache für die Kriege in Korea und Vietnam und die Stellvertreter-Kriege in Afrika, Asien und Südamerika. Auch der jetzige Krieg in der Ukraine kann man als Folge des Kalten Krieges sehen. Was alle diese Kriege verbindet, ist das vorschieben von Moral und Recht und “historischen Wahrheiten”, um der Verfolgung eigener Interessen mit kriegerischen Mitteln Legalität und Legitimität zu verschaffen. Wie man aus dem Teufelskreis eines perpetuum bellum, des nie endenden Krieges, herauskommt, zeigt die Deutsch-Französische Freundschaft, wie sie De Gaulle und Adenauer nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Weg gebracht haben. Aus einer viel beschworenen Erz-Feindschaft kam man zu einem perpetuum pacem, einem nie endenden Frieden zwischen beiden Völkern. Schlüssel dazu waren der Verzicht auf die eigene moralische Erhöhung und Aufrechnung der Untaten des anderen und das Pflegen und Ausbauen von gemeinsamen Interessen. Versöhnung und Völkerverständigung waren die Folge.
Ähnliches haben Gorbatschow und Kohl nach dem Ende des Kalten Krieges auf den Weg gebracht. Schröder und Putin hatten diesen Weg weiter ausgebaut. Europa hatte alle Chancen, den Kalten Krieg zum Wohle seiner Völker ein für alle Mal zu überwinden. Altes Krieger-Denken hat diesen Friedensprozess zunichte gemacht. Alle am Konflikt Beteiligten schieben wieder Moral und Recht und “historischen Wahrheiten” in den Vordergrund, um der Verfolgung eigener Interessen mit kriegerischen Mitteln Legalität und Legitimität zu verschaffen. Wir werden von Wölfen im Schafspelz regiert. Es ist zu befürchten, dass das 21. Jahrhundert die Fortsetzung oder noch schlimmer eine Steigerung des blutigen 20. Jahrhunderts sein wird. Bleibt die schwache Hoffnung, dass es auch im neuen Jahrhundert Führungspersönlichkeiten geben wird, die den Krieg als unsägliches Mittel der Politik verstehen und endlich bedingungslos Friedenspolitik machen. Solche Führungspersonen sehe ich im Moment weder in Washington, noch in Moskau, noch in den europäischen Hauptstädten. Da bleibt einem nur noch festzustellen: Arme Ukraine, armes Europa, arme Welt.