Prolog
Die Weihnachtsgeschichte erzählt von der Geburt Jesu Christi. Jedes Jahr zum Weihnachstfest wird sie erzählt. Ihre Botschaft ist universell. Sie verbindet alle Menschen, egal welcher Religion oder Kultur sie angehören. Die Botschaft heißt Liebe. Die Kinder sind Ihre Botschafter.
Die Helden dieser Weihnachtsgeschichte sind Kinder. Sie heißen Love-Trooper und retten Kinder, die in den menschengemachten Katastrophen unserer Zeit Not und Angst erleiden müssen. Dabei ist die größte Katastrophe die, in die sie hineingeboren werden. Es ist die Welt der Erwachsenen. Wenn die erkennen würden, dass Kinder Engel sind, dann würden sie liebevoller und achtsamer mit ihnen umgehen. Die Weihnachtsbotschaft könnte wahr werden.
Die Mission der Love-Trooper
Es war wieder einmal Heiligabend und schon sehr spät. Draußen schneite es. Ris saß an seinem Schreibtisch und spielte „Love-Trooper“. Er spielte es jeden Tag. Er hoffte, dass sie wieder mit ihm in Kontakt treten würden wie letztes Jahr in der heiligen Nacht. Damals hatte ihn Rea, ein Love-Trooper, vom Schreibtisch weg in ihr kleines blaues Kugel-Raumschiff gebeamt und zu einem Treffen mit anderen Love-Trooper mitgenommen. Dabei lernte er Ker und Sen kennen, die, wie Rea, in ihren Raumkugeln im Universum unterwegs waren, um Kinder, die in großer Angst und Not waren, beizustehen. Alle Love-Trooper waren einmal solche Kinder. Ker war einst Opfer der Anschläge vom 11. September. Sen hatte seine Familie bei der Flucht aus Afrika verloren. Sie waren bei der Überfahrt über das Mittelmeer ertrunken. Rea selbst stammte aus Afghanistan. Der Krieg dort hatte sie zu einer Waisen gemacht. Love-Trooper hatten ihr beigestanden. Sie wurde selbst ein Love-Trooper, wie die anderen auch.
Durch sein kluges Spielen waren sie auf Ris aufmerksam geworden und hatten ihn zu sich geholt. Anderen Kindern in ihrer Not beistehen war eine tolle Aufgabe, die sie gern und mit Eifer erfüllen wollten.
Die Reise nach Hause
Eine Not konnten sie jedoch nicht lindern. Ihre unstillbare Sehnsucht nach zuhause. Sie hofften damals, dass Ris ihnen den Weg dahin zeigen könnte. Er lebte in einem zuhause. Durch seinen Einfallsreichtum hatte er sie zur Quelle gebracht. Die Liebe des Jesuskindes. Da wollten sie wieder hin. Jetzt war wieder Weihnachten, und sie besannen sich auf den Raumflug, der sie damals nach Hause gebracht hatte. Rea sollte Ris abholen. Er sollte sie wieder dorthin bringen. Bevor sie sich in einem Kreis zusammensetzten, bekam Ris wieder das blaue Energie- Band der Love-Trooper um die Stirn gebunden. Dann nahmen sie sich bei der Hand, um ihre Energie zu bündeln und wünschten sich nach Hause. Ihre zusammengekoppelten Kugelraumschiffe setzen sich in Bewegung und beschleunigten in die Weite des Raumes.
Ankunft in Bethlehem
Zuerst bemerkten sie nicht, dass das für ihre Raumkugeln typische pulsierende blaue Licht verschwunden war. Über ihnen wölbte sich ein von unzähligen Sternen funkelnder Nachthimmel. Als sie ausstiegen, war sehr schnell klar, dass sie dort angekommen waren, wo sie vor einem Jahr schon einmal waren. Sie gingen über das Feld zu dem Heuschober und fanden dort das Baby mit seinen Eltern, die schliefen. „Ich habe euch erwartet“, sagte es. „Was kann ich für euch tun?“ - „Hilf uns“, sagten sie zu dem kleinen Menschen, von dem sie wussten, dass er die Liebe war. „Die Katastrophen, die die Erwachsenen anrichten, überfordern uns. Was ihnen und auch uns am meisten fehlt, ist ein zuhause.“ – Das Baby hörte auf, wie ein Baby vor Freude zu zappeln und antwortete mit klarer Stimme.
Kinder sind himmlische Störer
„Ich helfe euch und habe euer Navi-Programm umgestellt. Ziel sind nicht mehr die Katastrophen, die die Erwachsenen anrichten, sondern die Angst der Kinder, die sie selbst einmal waren. Wenn ihr euch um diese Angst kümmert, dann werdet ihr alle zuhause ankommen. Sie hatten Eltern, die keine Zeit für ihre Kinder hatten und sie mit Geschenken ruhiggestellt haben. Sie hatten Lehrer, die versuchten, sie mit Strafen gefügig zu machen, damit sie stillsitzen und brav wiederkäuen und Politiker, die nicht verstehen wollten, dass die Kinder der anderen auch ihre Kinder sind. Ris erlebt gerade in seiner Welt solche Erwachsene. Deswegen ist er bei euch. Er soll euch von ihnen erzählen. Ich möchte, dass ihr ihn in sein Leben zurückbringt und ihn dabei unterstützt, Erwachsene zu stören, um sie zur Besinnung zu bringen. Eure Navis werden euch zu anderen Kindern bringen, die ähnlich Not leiden. Helft auch ihnen beim Stören. Erwachsene, die mich vergessen haben, werden versuchen, euch klein zu machen. Dann erinnert euch. Ihr seid Engel. Alles, was ihr tut, tut ihr in meinem Namen.“
Der Stern von Bethlehem
Nach diesen Worten wurde das Baby wieder zum Baby. Es lachte und zappelte vergnügt mit Ärmchen und Beinchen, wie Babys es tun, wenn sie glückliche und zufrieden sind. Die Love-Trooper waren zu Hause angekommen. Das tollste Gefühl dabei war, dass sie Engel waren. Jeder, der in diesem Zuhause angekommen ist, ist ein Engel. - Rea unterbrach die feierliche Stille. „Es ist Zeit, Ris zurückzubringen.“ – Sie wusste, dass ihre Kugel-Navis den Weg finden würden. Es ist nicht Angst, die sie leitet, sondern Liebe. Sie würden eine Punktlandung machen. Die Love-Trooper setzten sich im Halbkreis um die Krippe, fassten sich bei den Händen und schlossen dieses Mal nicht die Augen. Sie schauten das Kind an und hatten keinen Zweifel, dass es die Liebe war. Die ganze Welt konnte ihren Start sehen. Eingehüllt in einen silbernen Strahlenkranz stieg die Traube aus 4 kleinen Raumkugeln über dem Heuschober in den nächtlichen Sternenhimmel auf, und als sie auf Maximalgeschwindigkeit beschleunigte, hinterließ sie einen hell leuchtenden Schweif über dem Ort, wo die Liebe auf die Erde gekommen war.
Realität, ein Traum der glücklich machen kann
Irgendwann wachte Ris auf. Der Arm, auf dem sein Kopf lag, war eingeschlafen und schmerzte dumpf. Er richtete sich auf und schüttelte und rieb den Arm, um die Durchblutung wieder in Gang zu bekommen. Er schaute auf seinen PC-Monitor. Der Bildschirmschoner glitt durch einen samtschwarzen, Sterne funkelnden Nachthimmel. Er war zweifellos in seinem Zimmer. Wo waren die Love-Trooper geblieben? – Hatte er wieder alles nur geträumt? – Ris schlich durch die dunkle Wohnung zu seiner Mutter ins Schlafzimmer. Sie schlief tief und fest. Er legte sich in sein Bett und erinnerte sich an die Worte des Christkindes. Er hatte verstanden. Nur Liebe kann uns alle nach Hause bringen. Mama, Papa, Du garstiger Deutschlehrer, Frohe Weihnachten. – Um nicht zu zweifeln, fühlte er mit den Fingern über die Stirn, dort wo die Love-Trooper das blaue Stirnband getragen hatten. Da war kein Stirnband. Er war sich sicher. Doch dann stutzte er. Er fühlte etwas. Ris stürzte ins Bad, machte Licht und schaute in den Spiegel. Quer über seine Stirn verlief eine feine Kerbe, genau an der Stelle, wo Love-Trooper ihr Stirnband tragen.