Krähendemokratie
"Wenn alle das Gleiche denken, denkt niemand richtig."- Christoph Lichtenberg und Walter Lippman
Prolog
Ein guter Freund erzählte mir seine Beobachtung der Kommunikation bei Krähen und deren Ähnlichkeit bei Menschen, wenn sie in der S-Bahn kommunizieren. Im Folgenden wage ich, diese Beobachtungen auf gesellschaftliche Verhältnisse zu übertragen. Es sind Gedanken der 2. Ordnung und nur EINE Sichtweise. Sie können es auch anders sehen. Es geht mir nicht darum, recht zu bekommen, sondern allein darum, sie Ihrer Sichtweise auszusetzen.
Meine Sichtweise
Wenn man in diesen Tagen durch die Natur läuft, begegnen einem häufig Krähen, die auf Bäumen oder Feldern sitzen und „Krah, Krah“ machen. Sie kommunizieren. Fragt sich, was. Wegen der Einsilbigkeit und Überlagerung von Rufen scheint nicht so sehr ein Arten-Empfänger gemeint zu sein. Bleibt nur der Sender selbst, dem es wichtig zu sein scheint, immer wieder „Krah, Krah“ zu machen. Ich rate. Es ist eine Rückversicherung. Ich bin auch eine Krähe und gehöre dazu.
Mir scheint, dass menschliche Kommunikation diese Art und Weise ebenfalls kennt und zwar nicht nur in Fan-Kurven oder bei Rockkonzerten.
Ob im Privaten, in der Politik oder in den Medien, es gibt Themen, die auf jeden Fall kontrovers diskutiert werden müssten, um gute Entscheidungen zu treffen. Sie gehören in den Bereich der 2. Ordnung, in der es kein Richtig oder Falsch geben kann, sondern immer nur Sichtweisen.
Die Art und Weise, wie in unserer Gesellschaft heute essenzielle Gesellschaftsthemen kommuniziert und diskutiert werden ( Corona, Klima, Trump, AfD, Putin), folgen der Logik der ersten Ordnung. Es gibt Richtig und Falsch. Dieses Verhalten widerspricht meinem Demokratieverständnis.
Wie die Erfahrung zeigt, wird bei diesen Themen nicht wirklich kommuniziert. Anstatt dem Andersdenkenden zuzuhören und ernst zu nehmen, macht man „Krah, Krah“. Nicht das Argument ist wichtig, sondern die Identifikation mit der eigenen Gruppe. Ich bin dafür/dagegen und gehöre zu „euch“. Krah, Krah.