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Der Titel dieses Artikel ist eine Abwandlung des Titels eines Buches von Dee Brown das 1970 veröffentlicht wurde. Er lautet: „Bury my heart at Wounded knee”. Darin beschreibt der Author das Schicksal der nordamerikanischen Indianerstämme im 19. Jahrhundert. Sie mussten dem Eroberungsdrang der Weißen nach Westen weichen. Die Gier nach Land gepaart mit Sendungsbewusstsein führten zur konsequenten Vertreibung der Ureinwohner. Geschlossene Verträge wurden nach Interessenlage gebrochen. Wenn die Indianer sich wehrten, schickte Washington die Armee, um ihren Widerstand zu brechen. Es gab keine Schlachten, obwohl bis heute die offizielle Geschichtsschreibung ein Heldentum der eigenen Soldaten als „Indianerkämpfer“ am Leben erhalten will. Die „Schlacht von Wounded Knee“, wie alle „Schlachten“ zwischen der Armee und den Indianern, war ein Massaker, was von vielen besonnenen Amerikanern genauso gesehen wird.
Die Darstellungen und Bewertungen von Dee Brown lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass die Politik Washingtons darauf aus war, die Kultur, Religion, und Lebensweise der amerikanischen Ureinwohner zu vernichten. Einer der letzten großen Apachen-Häuptlinge, den die amerikanische Autorin Eve Ball in vielen Interviews zu Wort kommen lässt, bestätigt diese Ansicht. Sie hatte ihm vom Völkermord des Holocaust erzählt. Für ihn war es außer Frage. Was man seinem Volk angetan hatte, war Völkermord. Lesen sie das Buch von Frau Ball Indeh, an Apachee Odysse. Mir haben die Details die Tränen in die Augen getrieben. Genauso wie es mir immer wieder die Tränen in die Augen treibt, wenn ich Filme über den Holocaust sehe oder immer wieder mal in meiner Buchsammlung über jüdische Einzelschicksale lese. Das Leid und der Horror auf der einen Seite und die Gefühllosigkeit von Menschen auf der anderen, ich mag sie nicht vergleichen, man kann sie nicht vergleichen.
Was man vergleichen kann, ist die Arroganz und Gefühllosigkeit der Verantwortlichen, die meinen, sie hätten ein moralisches Recht für ihr Tun. Die Täter sind nicht die Soldaten und Kämpfer (man nennt sie heute Terrorristen), sondern die Politiker und ihre Steigbügelhalter (man nennt sie heute die „internationale Gemeinschaft“), die meinen, irgendjemand hätte das Recht, anderen Leid zuzufügen einer höheren moralischen Verpflichtung wegen. Letztendlich geht es immer nur um Interessen. Der jetzige US-Präsident Biden hat sie einmal unverblümt auf den Punkt gebracht: Gäbe es kein Israel wir müssten es erfinden. Israel sei die Beste 3 Miliarden Investition, die die USA gemacht hätten, um die Interessen der USA in der Region zu sichern. - Als 1994 in Ruanda die herrschenden Hutus einen Völkermord an den Tutsi begangen, hatte der vor Ort befindliche Blauhelm-Kommandeur, der kanadische General Delaire, vergeblich nach New York gemeldet, dass in Ruanda ein Völkermord stattfindet und um Hilfe gebeten. Die UN hat ihn ignoriert. Die USA haben es ignoriert. Der UN-Botschafterin wurde es von der Clinton-Regierung verboten, das Wort Völkermord in den Mund zu nehmen. Es gab kein US-Interesse, in Ruanda militärisch einzugreifen. – Der Völkermord durch das osmanische Reich (Vorgänger der Türkei) an den Armeniern während des 1. Weltkrieges – 1.5 Millionen Armenier kamen bei der Deportation aus ihrem Heimatland am Kaukasus nach Syrien ums Leben – ist heute ein politisch/akademisches Problem. Die Türkei und der Westen streiten heute akademisch darüber, ob es ein Völkermord war. Es war Völkermord! –
Es darf nicht darum gehen, nachträglich moralische oder gar juristische Etikette zu verteilen, wer wann einen Völkermord begangen hat und welcher schlimmer war. Wir müssen endlich aufhören, Völkermorde zu begehen bzw. sie zu tolerieren, egal wer sie begeht. Interessen von Staaten enden da, wo Völkermord begangen wird. Diese Haltung kann nicht eingefordert worden. Sie ist zuallererst eine Bringe-Schuld. Das gilt besonders für Völker, die einmal Täter waren, aber genauso Opfer! –
Immer mehr Menschen begreifen das und gehen auf die Straße, wie jetzt während der Gewalt in Palästina. Friedensbewegungen in Israel und Palästina sind mit internationaler Unterstützung seit Jahren in diesem Geist aktiv. Autoritäre Systeme zu verändern ist fast unmöglich. In einer Demokratie kann man Scharfmacher und Dumme abwählen. Für Israel und uns gibt es Hoffnung.